Vergilbte Schätze: Wenn alte Flugbilder ihre Farbe verlieren

Vielleicht hängt es seit Jahrzehnten im Flur bei den Eltern oder Großeltern: Ein großes Luftbild des eigenen Hauses, das über die Jahre einen unübersehbaren Gelbstich bekommen hat. Oder Sie haben genau so ein Bild beim Aufräumen auf dem Dachboden wiederentdeckt. Wenn man es umdreht, findet sich auf der Rückseite oft derselbe Stempel: Flugbild GmbH, Bonn.

Wenn Sie das hier lesen, sind Sie wahrscheinlich auf der Suche nach Antworten. Da ich mich viel mit alten Ansichtskarten beschäftige und diese Firma ebenfalls welche herausbrachte, landen die Anfragen zu den vergilbten Luftbildern immer häufiger bei mir. Darum möchte ich hier einmal die Geschichte dahinter erzählen und Ihnen einen Weg zeigen, wie Sie diese einmalige Erinnerung für die Zukunft bewahren können.

Die Fotografen am Himmel: Ein Blick zurück

In den 50er, 60er und 70er Jahren herrschte in Deutschland eine enorme Aufbruchstimmung. Überall wurde gebaut und modernisiert. Einige findige Unternehmen erkannten darin ein brillantes Geschäftsmodell. Die heute vielleicht bekannteste ist die Flugbild GmbH aus Bonn, doch sie war bei weitem nicht die einzige. Auch Firmen wie die traditionsreiche Hansa Luftbild oder unzählige kleinere, regionale Anbieter waren mit ihren Kleinflugzeugen am Himmel über Deutschland unterwegs. Ihr Vorgehen war meist identisch: Die Piloten fotografierten systematisch Grundstücke, Höfe und ganze Straßenzüge. Kurz darauf klingelten Vertreter an den Haustüren und boten den stolzen Eigentümern eine großformatige Aufnahme ihres Heims zum Kauf an. So ein Bild aus der Vogelperspektive war damals etwas ganz Besonderes, ein Symbol des eigenen Erfolgs. Während von einigen großen Firmen wie der Hansa Luftbild die Archive bis heute erhalten sind, gelten die Negative vieler anderer Anbieter, darunter auch die der Flugbild Bonn, als verschollen. Deshalb sind die vergilbten Abzüge in den Wohnzimmern und auf den Dachböden oft die letzten verbliebenen Zeugen dieser Zeit.

Warum die Farben mit der Zeit verschwinden

Dass Ihr Foto heute vergilbt ist, liegt nicht an Ihnen. Es ist eine natürliche Alterserscheinung der damaligen Fototechnik. Ein Farbfoto aus dieser Zeit besteht aus mehreren chemischen Farbstoffen. Leider war der blaue Farbstoff, das Cyan, damals am wenigsten stabil. Insbesondere durch die dauerhafte Lichteinwirkung, wenn ein Bild an der Wand hängt, verblasst dieser Blauton nach und nach. Was dann auf dem Papier übrig bleibt, sind die haltbareren Gelb- und Rottöne. Ihre Mischung erzeugt den typischen, warmen Farbstich, der das ursprüngliche Bild überlagert.

So hauchen Sie der Aufnahme neues Leben ein

Auch wenn man den Alterungsprozess des Originals nicht rückgängig machen kann, ist das Motiv darauf keinesfalls verloren. Der Schlüssel zu seiner Rettung liegt in der digitalen Welt. Der wichtigste Schritt ist, das Foto zu digitalisieren, um seinen aktuellen Zustand für immer festzuhalten. Am besten gelingt das mit einem Flachbettscanner bei einer hohen Auflösung von mindestens 600 DPI, damit auch kleine Details nicht verloren gehen. Falls kein Scanner greifbar ist, können Sie das Bild auch bei gutem Tageslicht, möglichst ohne Spiegelungen, mit einer Kamera oder einem guten Smartphone abfotografieren.
Ist die Aufnahme einmal auf dem Computer, kann man die verblassten Farben wieder zum Vorschein bringen. Viele Bildbearbeitungsprogramme haben dafür eine automatische Funktion zur Farbkorrektur, die oft schon Erstaunliches bewirkt. Mit etwas Fingerspitzengefühl bei der manuellen Einstellung der Farbbalance lässt sich der Gelbstich dann vollständig entfernen und der Himmel wird wieder blau. Sollten Sie sich das nicht selbst zutrauen, gibt es zahlreiche Online-Dienste, die eine professionelle Bildrestaurierung für einen überschaubaren Preis anbieten. Das Original selbst sollten Sie danach an einem dunklen und trockenen Ort aufbewahren, um es vor weiterem Verfall zu schützen.

Mehr als nur ein altes Foto

So ein vergilbtes Luftbild der Flugbild GmbH ist mehr als nur ein Stück Papier. Es ist ein echtes Fenster in die Vergangenheit unserer Familien und unserer Heimat. Es zeigt eine Welt, die es so heute oft nicht mehr gibt, und hält eine wertvolle Erinnerung fest. Es lohnt sich, diesen kleinen Schatz zu bewahren.
geschrieben von Tobias
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